Altern in Deutschland zwischen Biedermeier, Weltwirtschaftskrise und Drittem Reich: Dazwischen liegt eine Zeit, in der das Ansehen der alten Menschen radikalen Wandlungen unterworfen war. Das Biedermeier hatte die ältere Generation weitab von der Wirklichkeit in eine Idylle gehoben und damit unantastbar gemacht. Die Jugend des frühen 20. Jahrhunderts dagegen begann lautstark und selbstbewusst auf ihre Rechte zu pochen, legte Wert auf eine vitale Körperlichkeit und begab sich nach dem Ersten Weltkrieg angesichts düsterer Zukunftsaussichten mit dem Kampfruf „Macht Platz, ihr Alten!“ auf die Suche nach neuen Vorbildern, Autoritäten und Ordnungsmustern.

Die Autorin folgt den unterschiedlichen Verläufen und Hintergründen dieser Alterskonjunkturen, deckt die Diskrepanz zwischen Ideologie und Wirklichkeit, Norm und Realität auf und beschreibt den Lebensabend verschiedener Gruppen: der Bauern und Handwerker, Unternehmer und Arbeiter und auch der Witwer und Witwen.

Diese engagierte Kultur- und Sozialgeschichte des Alterns eröffnet zahlreiche neue Perspektiven.

 




Inhalt:

  • Einleitung

  • Zwischen Wahrheit und Dichtung: Die Altersidyllen des frühen 19. Jahrhunderts

  • Die geschlechtsspezifisch konträren Altersbilder der bürgerlichen Gesellschaft

  • Die Armen und Reichen der Gründerjahre

  • Alte Arbeiter zwischen Tradition und Moderne

  • Die gesellschaftliche Abwertung des Alters als Konsequenz des neuzeitlichen Jugendkultes

  • Der Vertrauensverlust zwischen Vätern und Söhnen als politischer Sprengstoff

  • Altern zwischen Achtung und Verachtung

Domenica Tölle

Altern in Deutschland 1815-1933

Eine Kulturgeschichte

Marburger Forum zur Gerontologie, Band 2

370 Seiten, 46 Abbildungen, 1996, 15 Euro