Auf "Spurensuche" begeben sich die Bad Boller Perspektivgespräche nach den "Verabredungen ins nächste Jahrtausend". Es gilt die Spuren der Zukunft in der Gegenwart zu entdecken.


Die ersten Spuren fanden sich in drei ganz unterschiedlichen Feldern:


Mensch - Natur - Technik: Das Motto der Expo 2000 wird in einen regionalen Zusammenhang gestellt, globale Forderungen in konkreten Verantwortlichkeiten reflektiert.


Politik und Tarifpolitik 2010: Welche Aufgaben hat die Tarifpolitik in den kommenden zehn Jahren zu lösen? Verändert sich das Zusammenwirken der Tarifvertragsparteien mit der Politik? Die Antworten prägen das Gesicht der sozialen Marktwirtschaft und die Berufschancen der Beschäftigten.


Courage für morgen: Vom Umgang mit dem Rechtsextremismus hängen ebenfalls Zukunftschancen ab. Angesichts der Ereig-nisse im Jahr 2000 eine wichtige Spurensuche für unser Land.



Inhalt


Zehn Jahre Bad Boller Perspektiven

Vorwort

von JO KRUMMACHER


Mensch - Natur - Technik

Von Finanzen und Fingerspitzengefühl

Nachhaltige Entwicklung in der Region

- wie kann die Sparkasse dazu beitragen?

von JÜRGEN HILSE


Wachstum und Wettbewerb für Württemberg

Die Wirtschaftsentwicklung aus baden-württembergischer Sicht

- Globalisierung auch für den Mittelstand

von Dr. HORST MEHRLÄNDER


Politik und Tarifpolitik 2010

Triumph der Gegensätze

Neue Zeiten für Politik und Tarifvertragsparteien

- wo müssen sie umdenken, wo zusammenarbeiten?

von SIEGMAR MOSDORF


Die (R)evolution der Tarifpolitik

Neue An- und Herausforderungen für Tarifparteien und Politiker

- was ist machbar und wo sind die Grenzen?

von BERTOLD HUBER


Der Fall der Teutonen

Neue Märkte für Unternehmen - wie geht die Tarifpolitik

damit um und wie veraltet ist unser Tarifsystem?

von Dr. MICHAEL HEINRICH


Courage für morgen

Aufstand statt Anstand

Rechtsradikalismus in Deutschland

- Mut bringt mehr als Höflichkeit

von MARIA VON WELSER


Christen zeigen Courage

Neue Aufgaben im Osten

- Kirche für friedliches Zusammenleben

von FRIEDERICKE WOLDT




Vorwort


Zehn Jahr Bad Boller Perspektiven

von JO KRUMMACHER

zum Jubiläum 2000 - Durchblick für morgen


Liebe Leserinnen und Leser,

zehn Jahre Bad Boller Perspektiven - das sind zehn Jahre heiße Eisen, die angefasst, zehn Jahre brandaktuelle Themen, die aufgegriffen, zehn Jahre Lösungsansätze, die erarbeitet wurden. Lassen Sie mich - bevor Sie sich die Vorträge der letzten drei Perspektiven-Veranstaltungen im Jahr 2000 zu Gemüte führen - einen Blick zurück werfen. Seit 55 Jahren bietet die Evangelische Akademie Bad Boll ein Forum für Tagungen, Meetings und Events. Seit einem Jahrzehnt bereichert die Bad Boller Perspektiven-Reihe das vielfältige Programm in unserem Hause. Wie auch bei den Themen der in diesem Heft vertretenen Tagungen deutlich wird, greifen die Perspektiven - wörtlich übersetzt: "Durchblicke" - wichtige Fragen der nahen Zukunft auf und zeigen Lösungsansätze, damit wir auch morgen noch den Durchblick bewahren und nicht vor den auf uns zukommenden Problemen kapitulieren. Die Bad Boller Perspektivgespräche sind ein Schaufenster der Akademiearbeit, insbesondere für das Arbeitsfeld Wirtschaft und Soziales.

Die Jubliäumsveranstaltung der Bad Boller Perspektiven am 9. Dezember 2000 war gleichzeitig die Abschiedsfeier von Studienleiter Willi Wentsch, der inzwischen in den Ruhestand gegangen ist. Willi Wentsch hat unter der Ägide meines Vorgängers, Akademiedirektor Manfred Fischer, die Perspektiven-Reihe konzipiert und auf den Weg gebracht. Dafür möchte ich ihm an dieser Stelle noch einmal sehr herzlich Dank sagen. Martinus Kuhlo hat sich bereit erklärt, die Veranstaltungsreihe verantwortlich weiterzuführen und weiterzuentwickeln. Und auch andere Studienleiter und Studienleiterinnen unseres Hauses werden sich daran beteiligen.

Mit den Bad Boller Perspektiven ist es Willi Wentsch gelungen, wichtige Repräsentanten des öffentlichen Lebens ans Rednerpult zu bringen und damit eine beachtliche Außenwirkung zu erzielen. Ein wesentliches Verdienst der "Bad Boller Perspektiven" ist - und zwar nicht nur für die Teilnehmenden, sondern auch für die Evangelische Akademie als Institution - die Vielzahl an Kontakten und Begegnungen, die sich während der Veranstaltungen ergeben. Ein solches Netz ist sehr hilfreich bei der Planung und Durchführung unserer Tagungen. Die Perspektivgespräche sind daher eine der Einfallschneisen für Personen und Themen in die Akademiearbeit.

Über die Bereicherung unserer Arbeit hinaus haben die Bad Boller Perspektiven auch zu einer neuen Denkstruktur im öffentlichen Diskurs beigetragen. Ein wichtiger Aspekt, denn die Auseinandersetzung mit den Fragen des wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Lebens beschränkt sich allzu oft aufs Anprangern von Missständen ohne die Benennung von Alternativvorschlägen. Aber Kritik allein bringt wenig. Denn hier bleibt stets die Frage offen: Wie kann es anders gehen? Kritik um der Kritik willen kann den Blick auf mögliche Lösungen verstellen - diese Erfahrung haben wir bei unserer Arbeit immer wieder gemacht.

Eine kleine Anekdote: Der amerikanische Maler und Grafiker James MacNeill Whistler hat einmal einem jungen Nachwuchsmaler dazu verholfen, dass eines von dessen Bildern auf einer Kunstausstellung gezeigt wurde. "Aber mein Bild hängt ja verkehrt herum!" beschwerte sich der junge Maler bei seinem Gönner. Da flüsterte Whistler: "Leise! Andersrum haben sie es nicht nehmen wollen."

Willi Wentsch und sein Kollege Martinus Kuhlo nahmen's andersrum. Sie haben mit der Reihe "Bad Boller Perspektiven" das Problem der Kritiker beim Schopfe gepackt und sind die Themen ihrer Veranstaltungen sozusagen "von der anderen Seite aus" angegangen. An erster Stelle sollten Lösungsvorschläge für offene Fragen und Problemstellungen stehen. Die Referentinnen und Referenten der Vortragsreihe wurden vor allem danach ausgewählt, ob sie angesichts erkennbarer Trends und Entwicklungen Gestaltungsperspektiven zu präsentieren vermögen. Der Titel der Veranstaltungsreihe ist also Programm, wenn er die Chance für die Menschen impliziert, auch in Zeiten der Diffusion und Konfusion den Durchblick zu bewahren und sich auf dieser Basis zu verständigen und auszutauschen - über Interessensgegensätze hinweg.

Dass ein solch innovatives Dialogmodell möglich werden konnte, ist natürlich nicht nur das Verdienst der beiden Studienleiter Willi Wentsch und Martinus Kuhlo, sondern auch das Verdienst aller anderen Beteiligten: Das sind zum einen die Referenten, die sich auf die lösungsorientierte Herangehensweise eingelassen haben - ich danke an dieser Stelle allen Rednern herzlich für Ihre wegweisenden Vorträge -; das sind zum anderen die Förderer, die das Projekt unterstützt haben - mein Dank geht hier speziell an die Kreissparkasse Göppingen -; das sind auch die Moderatoren, die mit Charme und Esprit zum Erfolg des Modells beigetragen haben - auch ihnen gilt mein Dank -; und das sind, nicht zu vergessen, die zahlreichen Teilnehmer, die uns mit ihrem Interesse an unseren Themen im Weitermachen bestärkt haben - ihnen danke ich daher besonders.

Doch nun möchte ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, die Lektüre dieser Broschüre ans Herz legen. Wie üblich haben wir auch in diesem Heft drei Bad Boller Perspektiven-Veranstaltungen für Sie zusammengefasst. Es sind die drei letzten Tagungen der Reihe unter der Leitung des Initiators Willi Wentsch. Wir beginnen mit den Vorträgen aus der Studienreise zur Expo 2000 nach Hannover vom 20. bis 23. Juli 2000 zum Thema "Mensch - Natur - Technik". Lesen Sie hierzu die Ausführungen von Jürgen Hilse, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Göppingen, sowie von Dr. Horst Mehrländer, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg. Im Anschluss geht es um "Politik und Tarifpolitik 2010". Referierende der Veranstaltung vom 23. September 2000 waren Berthold Huber, Bezirksleiter der IG-Metall in Stuttgart, Siegmar Mosdorf, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium in Berlin, sowie Dr. Michael Heinrich, Vorstandsmitglied der Südwestmetall e.V. in Stuttgart. Auch die dritte Perspektiven-Tagung in diesem Heft befasst sich mit einem brandaktuellen Thema: "Courage für morgen" ist der Titel der Veranstaltung vom 9. Dezember 2000. Gerade vor dem Hintergrund zunehmender, vor allem rechtsradikaler Gewalt ist Zivilcourage heute und in naher Zukunft gefragter denn je. Darüber sprachen Maria von Welser, Moderatorin des ZDF-Magazins "Mit mir nicht - Welsers Fälle", und Friederike Woldt, Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentags, in ihren Referaten auf der Tagung.

Diese Broschüre wird nicht die letzte sein, denn die Bad Boller Perspektiven gehen weiter. Die Evangelische Akademie wird auch in Zukunft zu Perspektiven-Veranstaltungen einladen und den qualitativ hochwertigen Dialog fördern. Denn es gehört zum Kernauftrag der Akademiearbeit bei der Gestaltung einer humanen und lebensdienlichen Zukunft mitzuhelfen sowie Problemlösungen zu finden und zu prüfen. Die Bad Boller Perspektiven setzen auch künftig auf humane Durchblicke, damit wir gelassen reagieren, weiter denken und klug handeln.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Ihr

Jo Krummacher

Geschäftsführender Direktor

der Evangelischen Akademie Bad Boll


Maria von Welser, Dr. Horst Mehrländer, Jürgen Hilse u. a.

Bad Boller Perspektiven - Band 4

Zehn Jahre Bad Boller Perspektiven

Spurensuche

2001, 84 Seiten, 8,50 Euro